Vor dem Schultor

Die Mütter sind wohl weltweich ähnlich. Auch hier tragen sie ihren Kindern die vergessenen Sachen hinterher. Eines Tages treffe ich auf der Strasse meine Hebammenkollegin Mary, wie sie ihrem Sohn die Uniformjacke in die Schule bringen will…


Da Sohnemann an diesem Tag den Sportunterricht leiten muss, ist es wichtig, in kompletter Uniform zu erscheinen. Am Schultor angekommen, werden Mary und ich nicht eingelassen. Wie Türsteher sind zwei junge Männer am Eisentor postiert und lassen nur passieren, wer in der Schule etwas zu suchen hat. Auch eine andere Mutter, die ihrem Kind ein Poster für einen Vortrag bringen will, kommt nicht weiter als bis zum Tor. Das Lehrerzimmer scheint gleich neben dem Eisentor zu sein, dort herrscht ein reges Kommen und Gehen. Der Direktor läuft vorbei und teilt der Frau mit dem Poster ziemlich autoritär mit, dass die Kinder selbst für ihre Sachen verantwortlich seien und die Konsequenzen tragen müssten, falls sie etwas vergessen. Kleinlaut verlässt die Mutter samt Poster das Areal. Mary bleibt hartnäckig stehen und findet nach dem fünften Anlauf eine Person, die ihrem Sohn die Jacke zu bringen versucht. Ich stelle mir vor wie Schweizer Eltern reagieren würden, wenn sie vor den Schulen auf diese Weise aufgehalten würden und das Areal nicht betreten dürften.

Ein anderes Mal laufe ich über den Schulhausplatz als die Kleinsten mittags gerade von ihren Eltern abgeholt werden. Mindestens fünf mobile Eisverkäufer haben sich vor dem Schulhaustor postiert. Ich staune nicht schlecht als ich sehe, dass kein Kind das Areal ohne ein Eis in der Hand verlässt. Dieses Geschäft scheint sich zu lohnen. Dass es vor dem Mittagessen keine Süssigkeiten gibt, darin sind sich die Mütter weltweit wohl nicht einig.

Eisverkäufer auf dem Schulhof
Eisverkäufer auf dem Schulhof

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