Yach’il Antzetic – Casa Hogar Comunitario

So heisst das Geburtshaus hier in San Cristóbal, in welchem ich arbeite. Yach’il Antzetic bedeutet auf Tzeltal mujeres nuevas – soviel wie „neue Frauen“. Gegründet wurde es 1996 von Maria de la Luz Ruiz García, der Schwester des für die Friedensbewegung in Chiapas sehr wichtigen Bischofs Samuel Ruiz García. Das Yach’il Antzetic ist viel mehr als ein Geburtshaus, eher könnte man von einer Institution sprechen die sich für die Emanzipation von Frauen einsetzt. Ihre Tätigkeitsfelder sind vielfältig.

Angebote

Im Hogar werden Frauen in ihrer Mutterschaft begleitet. Dies umfasst Schwangerschaftskontrollen durch Hebammen, Geburtsvorbereitungskurse sowie psychologische Beratung und Therapie. Die Frauen leben bereits am Ende ihrer Schwangerschaft im Hogar, bringen dort ihr Kind zur Welt und werden auch im Wochenbett betreut bis sie eine Perspektive für ihre Zukunft entwickeln können. Vielfach sind es indigene Frauen, Frauen die ungewollt schwanger wurden, alleinstehend sind oder Gewalt erlebt haben. Die Leistungen des Yach’il Antzetic sind für sie kostenlos. Das Geburtshaus steht aber auch anderen Frauen und Paaren offen – je nach ökonomischer Situation werden diese um entsprechende Bezahlung gebeten.

Arbeitsweise

Wie wird nun aber konkret Emanzipation gefördert? Durch den Austausch im Alltag des Zusammenlebens, aber auch durch Workshops in denen die Frauen sich selbst und ihr Leben reflektieren. In Kursen wird über Menschenrechte, Arbeitsrechte oder Geschlechterrollen debattiert. In Projekten wie der Tonwerkstatt wird kunsttherapeutisch gearbeitet. Alphabetisationskurse sowie Spanischunterricht finden statt, denn manchmal können die hilfesuchenden Frauen nicht oder schlecht lesen und schreiben oder sprechen nur ihre indigene Sprache. Auch bietet der Laden des Yach’il Antzetic für die Frauen eine Plattform um ihr selbst hergestelltes Kunsthandwerk zu verkaufen. Ein weiteres Anliegen des Yach’il Antzetic ist die Gewaltprävention. Bereits für Kinder werden spielerische Workshops zu diesem Thema angeboten.

Aktuelle Situation

Leider sind im Moment einige dieser Tätigkeitsfelder auf Eis gelegt und das Yach’il Antzetic ist nicht mehr das lebendige Bienenhaus, das es einmal war. Wegen dem massiven Rückgang an Spenden ist das Angebot heute stark reduziert und es sind nur noch wenige der ehemaligen Mitarbeiterinnen angestellt. Die Verbleibenden suchen kreativ immer wieder nach sinnvollen Lösungen, um sich dieser Situation anzupassen und weiterhin einen Zufluchtsort für Frauen in Not bieten zu können.